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Allerley Hanndwerck und Wissenswertes

Schiff Ahoi!
Schiffstypen ... Nummer 1: Die Karavelle

Allerley

(Autorin: Marianne C. Herdt, 2001, Quelle: DS Nro. 4 S.7)



La Carabella - La Caravela latina - La Caravela redonda
Schiff in Sicht! - Glossar - Fantasy/DSA - Weitere Links


La Carabella

[CARABE01]Irdisch begann die Entwicklung der »Carabella» im 13. Jhdt. als portugiesisches Fischerboot mit vorgeneigtem Mast, einem großen Lateinsegel und arabisch beeinflußtem Rumpf (Abb. links).

[TRAINE01]Zu Beginn des 14. Jhdts. wurde dieser Begriff auch auf zweimastige, lateinbesegelte Kauffahrteischiffe mit Back und Hütte in Mittelmeer- und Küstenfahrt verwendet. Diese schnellen und wendigen Segler hatten bereits eine Tragfähigkeit von ca. 200 t.

Noch bis in die Moderne segelten auf dem Mittelmeer Fischereiboote, die im Aufbau aus der Carabella entwickelt waren (Abb. rechts).

La Caravela latina

[CARABL01]Durch Prinz Heinrich «den Seefahrer» (1394-1460) gefördert, entwickelte sich daraus die für längere Reisen besser geeignete, schlanke, dreimastige und ausschließlich lateinbesegelte «Caravela latina». (Abb. links)

Typisch für diese Schiffe ist die Kraweelbauweise (auf die auch der Schiffsname zurückgeführt wird), bei der die Schiffsplanken mit ihren Längskanten aneinanderstoßen. Die entstehenden glatten Wände konnten besser als geklinkerte Bordwände gegen Bewuchs und Wurmfraß geschützt werden, die Fugen wurden kalfatert, so daß die Schiffe auch im Seegang nur wenig Wasser aufnahmen. Zum Schutz dieser hervorragenden Außenhaut sind am Freibord vertikale Balken, sogen. »Löschbords» angebracht. Sie verhindern Schäden beim Anlegen an steinerne Hafenkais oder Kielholen.

Karavelle

Als Beispiel sei hier die dreimastige «Niña» (Abb. rechts: Ein Nachbau) genannt, die Christoph Columbus auf der ersten Reise von einer «Latina» zu einer «Redonda» umrüsten ließ, wobei sie jederzeit wieder auf Latein umgetakelt werden konnte. Um in engen oder unbekannten Fahrwassern zu manövrieren, konnte man zudem Langriemen ausbringen. Bei 21 m Länge und 7 m Breite, sowie einer gut 6 cm starken Beplankung hatte die «Niña» nur 1,5 m Tiefgang, dabei aber eine Ladefähigkeit von 51 Tonnen.

La Caravela redonda

[CARABR01]Manchmal ersetzten unterteilte Rahsegel das Lateinsegel des Großmastes, oder es wurde ein zusätzlicher Fockmast mit Rahsegeln angesetzt. Damit begann der Entwicklung der «Caravela redonda» (Abb. links), die vom 14. bis ins 16. Jahrhundert zu den seetüchtigsten Schiffen gehörte.

Wie gut die Segeleigenschaften waren, zeigt, daß selbst Schiffe mit 50 bis 100 t Ladefähigkeit noch immer eine Geschwindigkeit von 11 Knoten erreichen konnten.

Das Aussehen dieser «Quersegelkaravellen» näherte sich mit rahbesegeltem Fock- und Großmast, manchmal auch Achtermast, sowie Bugspriet im Laufe der Zeit immer mehr der späteren Galeone an. Zu diesen größten Karavellen gehörten die holländischen, viermastige «Karvielscheepen», die 1460 eine Länge von 43 m, eine Breite von 12 m und eine Tragfähigkeit von 800 t erreichten.

Schiff in Sicht!

Markant für alle Karavellen blieb jedoch die wegen der günstigen Steuereigenschaften beibehaltene Lateinbesegelung am Besanmast.

Schon von Weitem sind Karavellen auch daran zu erkennen, daß sie relativ hohe Achterkastelle, aber kein Vorderkastell tragen. Die Masten zwei- und dreimastiger Schiffe stehen auf den hinteren zwei Dritteln, einzig der zusätzliche Fockmast der Viermaster steht auf dem vorderen Drittel.

Glossar

Achtermast: Mast hinter Großmast -- Back: Halbdeck über dem vorderen Oberdeck -- Besanmast: hinterster Mast -- Fockmast: vorderster Mast -- Freibord: hier eine Holzleiste als Marke für die max. Lademenge -- Großmast: Hauptmast -- Hütte: (Poop) Deckaufbau achtern -- Kalfatern: Abdichten mit Werg und Pech -- Rah: rechteckiges Segel -- Mehr

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   an die Leser des DL

Die Karavelle in der Fantasy-Welt

Karavelle«Die Karavelle [...] ist gezielt für Fahrten auf hoher See [...] entworfen worden und verbindet den Vorteil des Dreieckssegels, das im Perlenmeer das Kreuzen ermöglicht, mit dem Heckruder und dem senkrechten Achtersteven [...].

Der Rumpf ähnelt dem von Kogge [...] und Karacke [...], ist aber deutlich kleiner: Auf dem Oberdeck, in Zwischendeck und Kielraum bietet das kaum 20 Schritt lange Schiff verhältnismäßig viel Laderaum. [...] Die Karavelle ist so konstruiert, daß sie über die Wellen des Ozeans reitet und sie nicht zerschneidet. Das Havenasegel erlaubt ihr, selbst dann Fahrt zu machen, wenn einer der mißliebigen Sieben Winde fast seitlich kommt. Um aber einen anhaltend günstigen Wind durch hohe Geschwindigkeit ausnutzen zu können, takelt man den Großmast seit etwa einem Jahrhundert wieder gerne mit einem großflächigen Rahsegel.

[...] Schließlich hat sich bei der Karavelle auch als erste das Steuerrad durchgesetzt, mit dem das Heckruder deutlich leichter bewegt werden kann. [...] Die Variante der 'Perlenmeer-Karavelle' hat drei Havenasegel und wird v.a. in Mendena und Festum gebaut.»

(aus: «Die Seefahrt des Schwarzen Auges», FanPro, Erkrath,1990)



Impressum -- Text © 2001, vorl. Bearb. 2005 Marianne C. Herdt, Tübingen, BRD, Graphik & Layout © 1999-2007 Marianne C. Herdt, Bilder: Karavelle auf hoher See, Nachbau der Niña., N.N., vorl. Color-Bearb. © 2005 Marianne C. Herdt, Große Karavelle © 2000 Marianne C. Herdt. Alle Angaben und Verknüpfungen ohne Gewähr. Datum der letzten Änderung: 2006-12-30.


Dieser Artikel stammt aus:
[Dergelmunder Schiffsglocke]
Numero 4 (Per. 1023 nBF - Ron. 1024 nBF / 2. Quartal 2001)
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