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Allerley Hanndwerck und Wissenswertes

12: Vom Salze und seinem Nutzen
Eine Abhandlung von dem Gelehrten Herrn Lucian Griconandus

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(Autoren: Bernd Pils, 2001, Quelle: DL Nro. 20)


Alchemie - Vorkommen - Gewinnung | Irdisch | Weitere Links

Bevor ich näher auf die Beschaffenheit des Salzes und seine Gewinnung eingehe, möchte ich dem geneigten Leser kurz einen alchemistischen Rahmen schaffen.

Die Alchemie stellt das Salz gemeinhin in die Gruppe der erstarrten Lösungen (succi concreti), vulgo auch «Verdichtungsprodukte» genannt.
   Ein succus concretus ist eine trockene und recht harte Mineralsubstanz, die mit Wasser befeuchtet nicht erweicht, sondern gelöst wird. Im Umkehrschlusse liefert diese Definition Hinweise auf Stoffe, über deren Entstehung wir nur wenig wissen. So pflege ich all jene Mineralien als succi concreti zu nennen, die sich nicht schwer in Wasser lösen. Letztlich bestehen allerdings auch manche Steine und sogar Metalle aus erstarrten Lösungen, sie sind aber durch die Kälte so stark verdichtet, daß sie sich schwer oder gar nicht lösen.

Die Stoffe der succi concreti sind von vielerlei Gestalt: Alchemistisch bedeutende Materialia sind Soda und Schwefel. Auch finden succi conc. wie etwa Bitumen, Alaun und Vitriol (vgl. DL 17), in verschiedenen Bereichen Anwendung. Selbst das Glas zählt hierzu, wie das geschulte Auge beim Tagwerk eines Glasbläsers feststellen kann.

Aber ich schweife ab, daher zurück zum Salze als solches.
   Jenes Salz, das die Speise schmackhaft macht und sich auch zu deren Konservierung eignet, bezeichnet man als Kochsalz. Es wird im Allgemeinen aus Wasser gewonnen, das von Natur aus salzhaltig oder künstlich angereichert ist. Ab einem gewissen Salzgehalt spricht der Kundige hierbei von einer Sole. In ihr sind von Natur aus auch Fremdsalze enthalten, deren Genuß allerdings nicht ratsam ist. Je nach Menge reichen die Auswirkungen auf den Körper vom lediglich bittren Geschmack bis zur mittelschweren Vergiftung. Ganz im Gegensatz dazu sprechen manche Medici von der heilsamen Wirkung eines Bades in warmer Sole.

 

Vom Vorkommen salzhaltiger Wässer

Doch wo stößt man auf salzhaltige Wässer? Kluge Anhänger unserer allwissenden Göttin Hesinde beobachteten einst, daß die Gewässer der Meere und mancher Seen von Natur aus verschiedene Stoffe gelöst enthielten, die sie unter der eintrocknenden Wirkung der Sonnenwärme in verdichtetem Zustand ausschieden. So bilden sich die Salze als feste Körper aus, unter ihnen auch das begehrte Kochsalz.
   Die Salzseen der im Süden Aventuriens sind das beste Beispiel hierfür.

Im Mittelreiche jedoch ist es vergleichsweise kühl, aber vor allem zu feucht für die Ausbildung solcher Seen. Man ist auf das Auffinden sogenannter Solequellen angewiesen, die wohl dort aus der Erde treten, wo der mächtige Ingerimm tief unter der Erdoberfläche große Salzvorkommen schuf.
   Selbst die Angroschim treffen Berichten zufolge nur selten auf abbauwürdige Gesteine, die aus reinen Salzkristallen bestehen. Für uns Menschen aber ist es erträglicher, sich auf die salzhaltigen Wässer über Tage zu konzentrieren.

Zuerst sei da natürlich das Meerwasser zu nennen, das jedoch eine nur geringe Menge Salz enthält.

Natürliche Solequellen sind eher im sanft geformten Hügellande zu finden. An welchen Orten aber, das weiß nur Ingerimm. Erkennen vermag diese Quellen aber auch der interessierte Laie, da sie meist von rötlichen bis weißen Salzkrusten gesäumt sind.

Sehr selten sind heiße Solquellen, die dampfend aus dem Berg treten und bei Abkühlung große Mengen von Salzen und Mineralien absondern.
   Doch Vorsicht: Allzu oft sind dort giftige Stoffe enthalten, die in ihrer Vielfalt zwar den Alchemisten entzücken, deren Genuß aber nicht zu raten ist.

 

Von der Gewinnung des Salzes

Bei meiner Wanderung durch die Lande der Tulamiden sah ich, wie man dort Salz an Meereslagunen und salzigen Seen gewann. Man leitet solche Gewässer an tief liegende Stellen, wo sie durch die Sonnenhitze eintrocknen können.

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Ein Salzgarten:
Von Oben (blau) nach unten (hellblau):
Meer, Lagune, Schleuse, im Garten: (hellblau) Gräben, Salzkrusten, darum Salzgärtner bei typischen Arbeiten.

Zeitgenöss. Abb. von Z. Specklin.

In den zivilisierteren Gegenden der südlichen Küsten findet man gar sogenannte Salzgärten. Dort bilden sich in geschickten Anlagen von Gräben und Gruben Salzkrusten, die nahezu frei von erdigen Rückständen sind.
   Wegen des geringen Salzgehaltes von Meerwasser ist die Gewinnung in Salzgärten ein langwieriger Prozess, jedoch ist das Produkt bei fachlicher Herstellung von durchaus guter Qualität und erzielt auf dem Markt einen anständigen Preis. Ob sich die düsteren Entwicklungen im Osten auf die Qualität des Salzes östlicher Meere auswirken, wurde noch nicht bestätigt.

Naturgemäß läßt sich das beschriebene Verfahren nur anwenden, wenn es kaum regnet, hierzulande höchsten in den Sommermonaten. Es gibt jedoch die Möglichkeit, solche Wässer in Gefäßen durch daruntergebrachtes Feuer einzukochen. Auf diese Weise kann man zu allen Jahreszeiten und auch in recht kalten Gegenden solche Verdichtungsprodukte, also Salze, gewinnen. Bereits einfache Kulturen vermögen ihren Salzbedarf auf diese Weise zu decken.
   Als Gefäße werden dabei Tontiegel verwandt, in denen zunächst eine Mischung aus etwas Sole und Kuhmist eingedampft wird, um die Poren im Ton zu schließen.
   Nun beginnt das eigentliche Verkochen von kleinen Mengen Sole, die nach und nach in mehrere Tiegel eingefüllt werden. Dabei füllt sich das Innere allmählich mit dem Salzkuchen, der schließlich mit Axtschlägen von den Tiegeln befreit wird. Das so erstellte Salz ist je nach zugrundeliegender Sole oftmals von mäßiger Qualität und bittrem Geschmack.

In jüngerer Zeit verbreitet sich ein Verfahren, in dem Salzwasser in Pfannen eingekocht wird. Es wurde im Lieblichen Felde entwickelt und ist im Detail recht kompliziert, so sei an dieser Stelle nur das Prinzip erläutert.
   Zunächst sucht man die Solbrunnen oder -quellen vor zutretendem Süßwasser zu schützen. Man errichtet in der Nähe gut abgedichtete Hütten, auf daß kein Regen hinein und kaum Wärme hinaus gelangen möge.
   Über Öfen werden dort große rechteckige Eisen- oder Bleipfannen erhitzt, in denen die Sole verkocht. Durch gezielte Zugabe von Rinderblut, wahlweise auch Bier, bildet sich auf der kochenden Sole ein schmutziger Schaum, den man mit der Schaufel tunlichst von der Sole trennt. Nach erneuter Zugabe von etwas Bier und andauerndem Aufkochen fällt endlich Kochsalz aus, das der Siedemeister sogleich abschöpft und in Körbe füllt. Nur in den ersten zwei Wochen ist das so gewonnene Salz weniger gut, da es mit dem Rost am Boden einer Pfanne verunreinigt ist.

 

Soviel zu dem, was mich Lehrbücher und eigene Beobachtungen gelehrt haben. Der Übersichtlichkeit halber möchte ich es mit dieser Zusammenfassung bewenden lassen. Sollte sich jemand näher zum Thema Salz und seine Nutzung interessieren, so wird er mich vorübergehend noch am fürstlichen Hofe vorfinden.

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Irdischer Hintergrund

In der Erdgeschichte bildete sich das für den Verzehr so begehrte Steinsalz (NaCl = Natriumchlorid) in abgeschnürten Meeresbecken unter heißen und trockenen Klimabedingungen. Durch Verdunstung stieg der Salzgehalt im Meerwasser an, bis die Salze entsprechend ihrer Löslichkeit ausfielen.

Die Ausscheidung verläuft dabei in typischen Zyklen:
   Über klastischen Sedimenten (Sande, Tone) lagern sich zunächst Karbonate (Kalke und Dolomite) und Sulfate (Gips, Anhydrit) ab.
   Dauert die Verdunstungsphase an, so fallen schließlich die gelösten Chloride mit Steinsalz und diversen Kali- und Edelsalzen aus. Die Chloride und Sulfate werden zu den Eindampfungsgesteinen (Evaporite) zusammengefaßt. Nach erneuter Überflutung beginnt ein weiterer Ausscheidungszyklus.

Aufgrund dieser Entstehung sind Salinare (Abfolgen verschiedener Evaporite) in Sand-, Ton- und Kalksteinen eingeschaltet. Durch zunehmende Gesteinsauflast können sie zu meist gestreckten und kissenartigen Salzstöcken abwandern. Dies führt oft zur Aufwölbung der überlagernden Gesteine in gestreckte Höhenzüge mit benachbarten Senken. Aber auch unter weniger lebhaft geformten Landschaften sind Salzgesteine denkbar.

In Gebirgen, die sich unter relativ hohen Druck- und Temperaturbedingungen gebildet haben, kann ein Salzgestein nicht bestehen. Dazu zählen natürlich Magmatite, wie Granit und Basalt, aber auch Tonschiefer, Quarzit und Marmor (sog. Metamorphite). Salze im weitesten Sinn sind dort nur als Gips oder Anhydrit in jüngeren magmatischen Gängen denkbar, aber nicht das für den Verzehr geeignete Steinsalz.

So sind in den Sichelgebirgen beispielsweise keine Salzvorkommen zu erwarten, möglicherweise aber in deren Vorlanden, sofern dort keine der o. g. Gesteine angesiedelt sind.

Die leicht löslichen Salzgesteine bestehen unter feuchtem Klima (wie etwa in Darpatien) nicht an der Oberfläche. Dort zeugt eher der resistentere Gips vom Salzanteil des Gebirges.

Das Salzgestein ist erst tiefer im Gebirge erhalten, deshalb konnte es im Bergbau des Mittelalters nur ganz ausnahmsweise direkt geschlagen werden.

Grundwasser löst die Salze im Gebirge und transportiert sie als Sole ab. Mitunter tritt die Sole als Solequelle zutage, wo sich die Salze allmählich auskristallisieren. Bereits im Neolithikum sollen Menschen solche Kristallisationen in Solegruben abgebaut haben. Im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelte man verschiedene Verfahren, wobei es unbewußt gelang, das Steinsalz von den Fremdsalzen zu trennen.

Ausführliche Erläuterungen hierzu sind in Agricola (1556): «De Re Metallica -- Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen»
und aus heutiger Sicht in Emons & Walter (1988): «Alte Salinen in Mitteleuropa» nachzulesen.

F. Wagner


Impressum -- Text © 2001 Bernd Pils, Graphik & Layout © 1999-2007 M. C. Herdt, Tübingen, BRD. Alle Angaben und Verknüpfungen ohne Gewähr. Datum der letzten Änderung: 2007-12-30.


Dieser Artikel stammt aus:
[Der Darpatische Landbote]
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