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Allerley Hanndwerck und Wissenswertes

2: Der Pergamenter
... und das Pergament.

(Autorin: Marianne C. Herdt, 1998, Quelle: DL Nro. 4)


Geschichte: Verwendung - Herstellung - Berufsbild | DSA/Fantasy: Talente

Geschichte I

Die Verwendung von Pergament

Daß das Pergament immerhin über tausend Jahre verwendet wurde und etwa vom 11. bis 16. Jhdt. sogar eine Blütezeit erfuhr, basierte auf seiner Vielseitigkeit: Im Gegensatz zum saugenden Papyrus konnte Pergament zweiseitig beschriftet oder bemalt werden, wobei die Farben leuchtender erschienen, durch Beschaben Geschriebenes korrigiert oder das Material sogar ganz wiederverwendet werden.

Da Pergamentereien überall entstehen konnten, wo Pergament gebraucht oder genug Vieh gehalten wurde, war seine Herstellung ortsunabhängig. Allerdings beinhaltete die Herstellung eine »alchemische« Behandlung der Häute, was einen mehrfach höheren Preis des Pergaments gegenüber dem Papyrus bedingte.
   Auch die Benutzung war nicht ohne Tücke: Pergament war störrisch, ließ sich schlecht rollen. Herrschaftliche Ergüsse und philosophische Traktate als Loseblattsammlung? Die Lösung waren codices, aus Einzelblättern gebundene Bücher. Ein weiteres Problem: Es bedurfte einer Vorbehandlung direkt vor dem Beschreiben. Damit beschränkte sich die Benutzung des Pergaments lange Zeit auf die Schreibstuben.

Geschichte II

Die Herstellung von Pergament

Anfangs war die Herstellung von Pergament eine Sache der Klöster. Das Ende der mönchischen Aktivität ist im 11./12. Jhdt. zu sehen, als in den Klöstern zunehmend unabhängige Permenter bzw. Pergamentarii arbeiteten.
   Um 1100 kamen Universitäten auf. Der Büchervertrieb wurde aktiviert, der Verleih und Verkauf von Schreibmaterial neu geregelt.
   Bald darauf, ab dem 13. Jhdt., wurden die Pergamenter, Birmetter und Pirmeter zum eigenständigen Handwerksbereich in eigenen Gassen, nur den Universitäten und ihrer Gerichtsbarkeit unterstellt.
   Etwa 1400 begannt mit der Einrichtung von Schulen die Einführung einer Schulpflicht. Da hierzu Schreib- und Lesebücher benötigt wurden, wurden aus den Beständen der Ratsbuchbestände Stadtbibliotheken eingerichtet.

In einer Beschreibung des Membranarius, noch aus dem Jahre 1719 wird überliefert:
   »[...] Aus Pergament werden gemacht: Lichtschirme, Rechenhäute, Schreib-Tafeln [...]. Pergament wird gebraucht, wann Wappen-Briefe, Lehen- und Freiheits-Brieffe, auch Kauff- und Geburts-Brieffe, oder Heyrats-Brieffe ertheilet werden. Pergament erfordert die künstliche Hand der Mahler, fürnehmlich zur Miniatur. Trommeln, nicht mit Pergament überzogen, wären ein Leib ohne Seele. [...]«

Papierfeines, milchweißes Jungfernpergament, vermutlich aus den Häuten totgeborener oder jung gestorbener Tiere gefertigt, entzückte besonders den Hochklerus. Anderen Quellen zufolge werden gewachste, gefettete oder geharzte Pergamente als Schutzumschläge für Schmuck wie verderbliche Nahrung, Dokument- und Brieftaschen genutzt.
   Durch Pressung entstanden fast durchsichtige Pergamente, die als Fensterglasersatz und zum Abpausen von Malvorlagen verwendet wurden: Auf die Vorlage gelegt, konnte der durchscheinende Untergrund nachgezogen oder nachgestochen werden. Durch die Durchstichlöcher im Pergament konnte dann Kohlenstaub auf ein weiteres Pergament aufgebracht und so die Originalkontur reproduziert werden.

PermetterPergament wurde aus den Häuten junger Kälber, Schafe und Ziegen hergestellt. Die ungegerbte Haut wurde je nach Jahreszeit in eine Kalklauge gelegt. Das erleichterte das Abschaben der Haare und Fleischreste. Nun wurde die Haut gewaschen und in einen Trockenrahmen gespannt. War die Haut durchgetrocknet, schabte man sie mit einem Schabmesser auf die gewünschte Stärke.
   Zum Beschreiben wurde die membrana mit Bimsstein, einer Polierpaste aus Gips, Bimssteinpulver oder Muschelschalen und Kreide fein eingeschmirgelt. Damit die Farbe besser hielt, strich man das Pergament mit Eiweiß- oder Bindemittellösungen, Weizenstärke oder Leinsamenkleister ein.
   Zudem war es üblich, dem Pergament eine Grundfarbe zu verleihen. Der Adel schätzte mit Purpur rot gefärbtes, der Mittelstand mit Indigo blau oder grün gefärbtes Pergament, Verbreitet war aber auch die Färbung mit Safran (gelb) oder Krapp (rot bis orange). Selbst schwarz gefärbtes Pergament wurde verwendet.

Geschichte III

Das Berufsbild

Pergament wird nach Stücken, Häuten und Quaternen verkauft. Die Auswahl und Beschaffung der ausreichenden Mengen und Qualitäten erfordert detaillierte Kenntnisse über Lederbearbeitung, Alchemie, Schrift und Malerei.
   Pergamenter halten neben neuer Ware auch bereits beschriebene und abgeschabte Ware zum Verleih oder Verkauf bereit. Dazu führen sie auch feinere Leder und Felle, wie sie Lederwarenhersteller z.B. zu Handschuhen verarbeiten.
   Ein Pergamenter hat Kundschaft aus allen Ständen und oftmals - wenn er feinere Ware führt - auch von weither. Nicht selten reist ein Permenter im weiten Umkreis herum, sei es zur Beschaffung von Rohstoffen, zur Erlernung neuer Techniken oder einfach um seine Ware zu begüterteren Kunden zu liefern.

Fantasy/DSA

Wichtige Talente im Spiel

Tierkunde (MU/KL/IN) Nicht nur, daß man als Pergamenter wissen sollte, welches Tier dort auf der Weide steht, sondern auch, ob die angebotene Ziegenhaut nicht eher ein Hundefell ist.

Etikette (KL/CH/GE) Ob der Bauer eine Haut zum Schließen eines Fensters möchte, der Landsknecht eine neue Trommelbespannung, der Magieradept günstiges Schreibmaterial oder der Edle hochnobles Pergament für seine Urkunden - stets sollte man sich korrekt zu benehmen wissen.

Feilschen (MU/KL/CH), Schätzen (KL/IN/IN) Nur wer möglichst billig ein- und teuer verkauft, kann sich dauerhaft ernähren. Es sollte daher nach kurzer Prüfung bereits klar sein, wieviel der angebotene Stapel Felle wert ist, denn der Händler wartet nicht gern.

Alchemie (MU/KL/FF) Hier sind vor allem Kenntnisse der richtigen Salze, Fette und Farbbestandteile gefordert.

Schreiben/Lesen (KL/KL/FF), Malen/Z... (KL/IN/FF) Nur wer selbst des Schreibens kundig ist, kann die Eigenschaften des Materials richtig einschätzen. Von der Notwendigkeit einer Buchführung an manchen Orten einmal abgesehen.

Rechnen (KL/KL/IN) Soundsoviel Ziegen- , Lämmer- und Katzenfelle, das macht ... tja, wieviele Silbertaler? Und versucht der noble Herr gar, den redlichen Handwerker übers Ohr zu balbieren?

Fahrzeug lenken ((IN/CH/FF) Der leidige Transport, der mal auf dem Rücken, mal mit dem Lastkarren geschieht.

Lederarbeiten (KL/FF/FF) Selbstredend muß man wissen, wie man mit dem Rohstoff umgeht.

Eventuell auch:

Fallenstellen (KL/FF/KK) Könnte vor allem in ländlichen Gegenden notwendig sein. Vor allem hinterlassen Fallen keine Löcher ...

Bekehren/Überzeugen (KL/IN/CH) »Dieser Posten stammt aus einer selten guten Serie, die ich niemals an einen Geringeren als Euch verkaufen würde! Ach, wie dieses herrliche Material die Erlasse Eurer Gnaden zur Geltung bringt! ...«

Gassenwissen (KL/IN/CH) »Sagt es nicht weiter, aber dort hinten wohnt ..., der mir sonst immer den Einkauf an den Wachen vorbeibringt. Der weiß bestimmt auch was für Euch aufzutreiben ...«

Holzbearbeitung (KL/FF/KK) Mancherorts muß man alles selbst machen - selbst den Trockenrahmen ...

(M. C. Herdt)


Impressum -- Text © 1998 Marianne C. Herdt, Graphik & Layout © 1999-2007 M. C. Herdt, Tübingen, BRD. Alle Angaben und Verknüpfungen ohne Gewähr. Datum der letzten Änderung: 2007-12-30.


Dieser Artikel stammt aus:
[Der Darpatische Landbote]
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