Treidelgespann

Damit die stromaufwärts fahrenden Schiffe und Kähne die ihnen entgegenkommende Strömung überwinden können, sind sie auf die «Treidelgespanne» angewiesen.
   Auf dem Treidelpfad werden die Schiffe an langen Seilen, «Treideln» genannt, gezogen.

Kleinere, leichte Kähne werden oft mit schierer Menschenkraft getreidelt, wobei der Treidler bei Bedarf eine Gehilfin nimmt oder Teile der Bootsbesatzung mit ins Gespann ruft. (Nicht selten ziehen es die Schiffer vor, Passiere ins Gespann zu schicken und die Besatzung an Bord zu behalten.)
[Treidelgespann]   Größere Lasten werden durch Gespanne mit ein oder zwei Zugtieren, zumeist Darpatrinder gezogen.

Die Pferdegespanne der «Roßtreidler» (wie rechts im Bild) sind am Darpat eher selten und werden von vielen Flußschiffern ungern genommen. Es handele sich, sagen sie, bei solchen um Anfänger, welchen man seinen Kahn nicht anvertrauen könne, oder gar um Lockvögel der Flußpiraten.
   Tatsächlich ist ein Darpatrind so teuer, daß neue Treidler sich erst nach jahrelanger Arbeit ein solches Tier leisten können. So beginnen Anfänger meist mit Gespannen aus eigener Kraft oder mit einem Pferd, sammeln an kleinen Booten die Erfahrung, die für das Treideln großer Kähne unverzichtbar ist.

Dennoch handelt es sich bei der Vorsicht der Schiffer eher um Vorurteile, denn die meisten Treidler übernehmen ihren Broterwerb samt Zugtieren von ihren Eltern, deren Geschäft sie von klein auf miterlebt und erlernt haben.
   Gute Lehrer aber garantieren keine gute Schüler, uns so kann ein Treidler mit den prächtigsten Darpatbullen durchaus ein schlechter Treidler sein, dem an einer gefährlichen Stelle die Zugseile brechen oder einen Kahn auf Grund schleppt. Dann hat der Darpatschiffer «an den falschen Treidel gepackt».

Übrigens ...

Früher wurde auch auf dem Rhein getreidelt. Bis in die 1950er wurden die Treidelgespanne zunehmend von Schubschiffen abgelöst, die die Lastkähne stromaufwärts schoben. Zwar ging die Fahrt im Schubverband nun schneller, aber an den Stationen bildeten sich - wie zu Zeiten der Treidler - öfters mal Warteschlangen. Der Grund: Wie vorher Treidler gab es bald zu wenig Schubschiffe, um alle Kähne sofort zu versorgen.

Erst mit den stärkeren Motoren und der Bildung von ganzen Schubverbänden wurde der Warterei ein Ende bereitet. Als schließlich jeder Kahn seinen eigenen Motor hatte, zog auf dem Rhein endgültig die Hektik der Moderne ein.

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Text © 1997-2007 Friederike Stein und Marianne C. Herdt, Graphik & Layout © 2007 Marianne C. Herdt. Alle Angaben und Verknüpfungen ohne Gewähr. Datum der letzten Änderung: 2007-03-19