[Dergelmunder Schiffsglocke]Numero 2 & 3 (Fir.-Phe. 1023 nBF / 30 Hal / 1. Quartal 2001), S.19:

Dergelmund

Literaturliste


Nepomuk Schwarz & Munk

Episode V: Geschützbau in Dergelmund

- von Elmar Wilde -

Kurzinformation:
Ort: Stadt Dergelmund-ob-dem-Meere
Zeit: ...
Personen:
· Nepomuk Schwarz, Mechanikus
· Munk, sein Goblin
· Tostwig Perninger und Jeremil Ufflöff, Gehilfen
· Mijam Blankenvoss, Schiffszimmermann

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Tostwig war mit Recht stolz auf sich. Werft- und Geschützbaugehilfe, das hörte sich viel vornehmer an als Stauer, Schauermann oder einfach nur Sackschlepper, und auch in seinem Säckel machte sich seine neue Anstellung bemerkbar.

Er konnte nicht sagen, was ihn dazu bewogen hatte, seit der Ankunft von Meister Schwarz an jenem denkwürdigen Spätsommermorgen, an dem der Zwerg mit lautem Getöse in den Anlegesteg und das beschauliche Leben Dergelmunds gedonnert war, sich immer wieder in der Nähe des Blankenvoss'schen Anwesens sehen zu lassen. Seine Ausdauer hatte sich schließlich ausgezahlt. Als die Werft im Frühjahr ihre Arbeit wieder aufnahm und zwei kleine Fischerboote auf Kiel legte, war Tostwig einer der beiden neu eingestellten Handlanger, die für das Glätten der Balken, Teeren, Kalfaltern und allerlei andere Arbeiten zuständig waren.

Die beiden Boote, sie wirkten recht flach und breit im Vergleich mit anderen Gefährten ihrer Art, waren in relativ kurzer Zeit fertiggestellt. Eine Probefahrt zeigte, daß sie äußerst stabil im Wasser lagen, sich dafür aber etwas behäbig segeln ließen. Auf Sonderausstattungen, wie eine Hebevorrichtung für die Netze, legten die beiden Fischer, Freunde von Meister Blankenvoss, keinen Wert, so daß man sich nach neuen Aufgaben umsehen konnte.

Es wurden mehrere kleinere Reparaturaufträge abgewickelt, Mijam Blankenvoss beschäftigte sich mit Verbesserungen an der Takelung der beiden ausgelieferten Kutter, und Nepomuk Schwarz war mit einem Projekt beschäftigt, das er als geheim bezeichnete.

Das Leben auf der Werft war vom Hämmern und Sägen abgesehen eigentlich ruhig und beschaulich, wären da nicht zwei störende Faktoren gewesen. Zum einen die bissigen Kommentare der Witwe Blankenvoss, die jedem, der es hören oder auch nicht hören wollte, unmißverständlich mitteilte, daß es, als ihr Mann noch lebte, auf der Werft ordentlicher zugegangen wäre, und daß Schiffe, bei denen ein Zwerg seine Finger im Spiel gehabt hatte, eigentlich nichts taugen könnten.

Und dann das Wrack, mit dem dieser laufende Meter mit seinem nichtsnutzigen Faktotum den Strand verschandelte. Unter den Kindern von Dergelmund wurde über schäbige Gegenstände ja schon gespottet, sie seien so kaputt wie die «Fels in der Brandung III». So konnte das nicht weitergehen, der gute Ruf der Familie Blankenvoss stand auf dem Spiel.

So klagte Berlina Blankenvoss immer, wenn sie nicht mit Kochen oder Waschen beschäftigt war, und da sie sich weigerte, andere Personen außer ihrem Mijam zu versorgen, hatte sie viel Zeit zum Klagen.

Der junge Blankenvoss versuchte sich aus der Fehde zwischen seiner Mutter und seinem neuen Teilhaber herauszuhalten. Er war glücklich darüber, seine ersten Boote gebaut zu haben, und wollte sich mit Schiffbau beschäftigen, nicht mit irgendwelchen unwichtigen Streitereien.

Der andere Unruheherd auf dem Gelände waren Nepomuk Schwarz und die Fortschritte seines Geheimprojekts. Die Schimpftiraden der körperlich robusten, aber geistig wohl leicht verwirrten Witwe Blankenvoss waren es nicht, die ihn aus der Ruhe brachten, auch wenn ihm gelegentlich der Kragen platzte und er seine gute Zwergenstube vergaß, worauf er sich jedoch stets bei der resoluten Dame entschuldigte.

Was ihn neben den Eskapaden seines trotteligen Dieners viel mehr auf die Palme brachte, waren die Rückschläge, die er beim Bau seiner ersten beiden «Linearbeschleuniger» hatte wegstecken müssen.

Hauptsächlich hatte er mit Materialproblemen zu kämpfen. Zunächst hatten sich zu dünne Beschläge verbogen, dann waren Holzteile gesplittert und gebrochen. Das Tauwerk hatte sich als nicht stark genug erwiesen, und erste Versuche hatten ergeben, daß die Abnutzung bei vielen Teilen so hoch war, daß sie schon nach wenigen Schüssen ausgewechselt werden müßten.

Das Alles brachte natürlich Verzögerungen und Mehrkosten mit sich. Der Seilmacher behauptete, daß man keine besseren Taue herstellen könne, Tarbulin kam mit der Fertigung von Spanneisen nicht nach, und geeignetes Holz ließ sich nur schwer in ausreichenden Mengen besorgen.

Trotz all dieser Probleme tüftelte Schwarz verbissen an seinen Entwürfen und Prototypen. Er änderte hier, verstärkte da und bemühte sich, die Mechanik weniger störanfällig zu machen. Munk war der Hauptleidtragende des Geschützbaus, da er die Rückschläge bei der Arbeit in Form von Schimpftiraden und geworfenem Werkzeug unmittelbar zu spüren bekam, und umso glücklicher war er, als sein Meister eines Tages verkündete, daß der Durchbruch geschafft und nun alles weitere nur noch ein Kinderspiel sei. Die Schwarzschen Geschütze würden nun zeigen, wozu sie in der Lage waren!

(EWI)

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Der Nepomuk Schwarz & Munk-Zyklus:

Dergelmunder Schiffsglocke Nro. 1 (Herbst-Frühling 1022 nBF /Winter 2000)
Dergelmunder Schiffsglocke Nro. 2+3 (Fir.-Phe. 1023 nBF /1. Quartal 2001): Inhaltsangabe
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