[Der Darpatische Landbote]Numero 22 ( Efferd - Hesinde 1024 n.B.F. / 31 Hal / Januar 2002), S.3

Gluckenhang
Traviansfurt
Literaturliste


«Ein Bild des Schreckens!»

«Übertreib nicht, Edric. Wir haben ja alle noch Glück gehabt. Es sind ja nur sechs Häuser abgebrannt. Das Feuer hätte leicht ganz Traviansfurt in Schutt und Asche legen können.»

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Der große Brand im Jahre 1024 n.B.F. / 31 Hal (vgl. DL22)

«Götter helft! Mal nicht den Dämon an die Wand, Sangive! Und was heißt hier 'nur'? Zwei Häuser sind bis auf die Grundschwellen niedergebrannt, im einen ist ja sogar noch einer umgekommen, der Krumme Lonnert. Hat da unterm Dach gewohnt, Boron sei seiner Seele gnädig.»

«Ja was! Hätt' halt nicht alle Tag auf der faulen Haut liegen sollen! Würd' mich gar nicht wundern, wenn der den Brand zu verantworten hätte.»

«Aber Sangive! Das hat doch schon die Hunsfallers Maline zugegeben, daß ihr die Öllampe im Heuschober umgefallen ist, als sie die Ziege füttern wollte.»

«Das dumme Ding! Hätte das Mensch wenigstens gleich 'Feurio' geschrien! Glaubt man's denn? Statt dessen reißt sie noch den Heuhaufen auseinander und versucht's auszutreten! Daß der nur der Rock weggebrannt ist, ist schon ein Wunder.»

«Im Nu stand alles in Flammen! Der Boron-Wind hat auch noch ordentlich angefacht. Die Funken sind gestoben, nochmal so hoch wie die Häuser! Efferd sei Dank, hat's die ganzen beiden ersten Wochen im Boron geregnet. Wenn alles trocken gewesen wäre ... Ich mag gar nicht dran denken!»

«Ich mag gar nicht daran denken, was uns das alles kostet! Der Schuppen mit den Papiervorräten ist ja sofort in Rauch aufgegangen. Und die ganze Druckwerkstatt ausgebrannt -- die schöne Presse ...»

«Na, nun haben wir ja eine neue! Sogar aus dem Kosch, vom Angbarer Meister Gefir, Sohn des Mackosch, beste Zwergenarbeit! Die neuen Handelskontakte haben wirklich was für sich. Und wir konnten noch so viel retten! Vor allem ACK verdanken wir eine Menge. -- Meister Kayhfall müssen wir ja wohl bald sagen. Alles brennt lichterloh, da rennt er noch rein und holt dies raus und jenes ...»

«Ja, vor allem seine flüssigen 'Vorräte' und jede Menge alter Artikel. Götter, ist mir das peinlich! Das hätte alles längst gedruckt gehört!»

«Aber Sangive, du mußt doch zugeben ...»

«Ja, ja, er hat schon zugesehen, daß er was rausholt. Wir verdanken ihm, daß sogar die Lettern-Patrizen gerettet wurden. Hesinde! Die Schriften hätten wir nie wieder hinbekommen!»

«Er hätte ja schier noch die Druckerpresse abgebaut ...»

«Ich hab' ihm noch gesagt, er soll es gut sein lassen. Oben ist ja schon alles zusammengebrochen, da läuft der Kerl nochmal rein ...»

«Hat auch prompt einen Balken auf den Schädel bekommen.»

«Na Götterlob nicht auf den Schädel. Edric hat ihn rausgeholt ...»

«Wir zusammen.»

«Einen Arm hat's ihm zerschlagen. Mit dem anderen hat er noch so eine Kiste umklammert, die mir ganz unbekannt war. Ich schau' natürlich rein, was finde ich? -- Einen ganzen Werksatz selbstentworfener Fraktur mit Ornamenten! Patrizen, Lettern, Abzug, alles schön beisammen. Und was stellt sich nachher raus? Ist das doch sein Meisterstück, was er schon lange fertig hat!»

«Hat er uns nie gezeigt, oder, Sangive?»

«Ach was! Und das hätte er wohl auch die nächsten zehn Jahre noch nicht getan. 'Weil er doch in Traviansfurt bleiben wollte', sagt er. 'Weil die Druckerei doch keine drei Meister nährt', sagt er. Glaubt man das! Da entwirft der Kerl einen ganzen Satz Lettern, den er in Vinsalt anbieten könnte, und was macht er? Er versteckt alles unter der Bank! Jetzt müssen wir natürlich sehen, wie wir das regeln. Weil, verlieren wollen wir ihn ja nicht, aber drei Meister ... Nun, jetzt wird er erst einmal seinen Meisterbrief bekommen, und dann müssen wir sehen, was die Zunft dazu sagt, wenn er hierbleibt.»

«Ach, ich dachte, du wärst froh, wenn 'der Hallodri' weg ist? -- Schon gut, schon gut. Nein, wir wüßten wirklich nicht, was wir ohne ihn machen sollten. Ha! Ich freu' mich schon auf die Aufnahmefeier!»

«Ungelegte Eier, Edric! Denk lieber an den Landboten als ans Feiern! Die Mappen mit Briefen und Artikeln müssen geordnet werden, das ist ja Kraut und Rüben. Dann müssen Lettern gegossen werden, Druckerschwärze angerieben ... Überhaupt müssen wir erstmal richtig einziehen!»

«Hmja. Die Fassade vom Haus ist schön geworden, nicht? -- Ja, das ist ein Fuchs da oben. Und diese Ranken und Mäander da sind eigentlich Schlangen, ein wunderbares Stück Schnitzkust von Meister Stühler, der uns auch die Truhen und Regale gefertigt hat. Die Enden der Tragbalken sind mit Gänsen verziert -- die Stützen des Hauses! Oben im Giebel natürlich die Sonne, naja.»

«Etwas mehr Respekt, Edric. Immerhin hat Hochwürden Zornbald Ochstantor uns keine ganz kleine Summe gespendet!»

«Ja, erstaunlich. Man sollte nicht denken, daß ein Praiosgeweihter so etwas wie eine Gazette unterstützt.»

«Warum nicht? Ihm kann es ja nur recht sein, wenn Erlasse und dergleichen möglichst rasch verbreitet werden.»

«Ja, und diese erbaulichen Geschichten, die wir jetzt in jedem Landboten bringen müssen ...»

«Nicht in jedem, Edric! Und wahrscheinlich werden ja Mutter Langhals, Vikar Kolbanstor und Mentorin Aarenhorst ebenfalls noch etwas beisteuern, wie sie auch zu Haus und Presse beigesteuert haben.»

«Na, die verdanken wir ja wohl eher den generösen Zuwendungen der Landtkanzlerin.»

«Unsere Frau Baronin nicht zu vergessen, Edric!»

«Nein, nein. Daß allerdings der Herr Grindberg uns beim Aufbau unterstützt hat, macht mir Kopfschmerzen, muß ich gestehen.»

«Schscht!»

«Na, am meisten verdanken wir doch unseren braven Traviansfurtern und dem Herrn Ochstantor. Ich staune bloß, wo der diese Summen auftreiben konnte. Erwähnte er nicht den Herrn di Toro? Ich frag' mich ...»

«Ist gut, Edric. Jetzt aber wieder an die Arbeit!»

(FS)

Hoch

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